Dienstag, 20. Februar 2007
Elend und Strassenkunst
Ich weiss nicht ob ich lachen oder weinen soll, als ich sie zum ersten Mal sehe. Sie wiegt ihren alten Koerper zu 90er-Schnulzen, die scheppernd aus der Rollkoffer-Gettoblaster-Konstruktion neben ihr kommen. Mit zittrigen Haenden dirigiert sie auf Bauchhoehe Roxette und Ace of Base, hinkt dem Rhythmus dabei abe ordentlich hinterher. Es hat gerade gereget, ihre Schuhe sind durchnaesst und sie zittert in den zerrissenen Kleidern, trotzdem laechelt sie verschmitzt. Neben ihr auf dem nassen Kopfsteinpflaster hockt ein weisshaariger Alter, etwas juenger vielleicht als sie. Er hat einen selbstgebastelten Vogelschnabel um den Kopf gebunden und an jedem Finger und jeder Zehe Schnuere geknotet, die mit Instrumenten oder andren Krachmachern verbunden sind. Er hat das Showbusiness kapiert: Die Leute sind begeistert, draengen sich eng um in und die Blechschale vor ihm ist bald voller Muenzen. Die dirigierende Alte neben dem Vogelmann hat sich also einen ziemlich miserablen Standpunkt ausgesucht. Sie wird weder mit Applaus noch mit KLeingeld belohnt, nur ausgelacht wird sie von allen.