Eine halbe Stunde bin ich da und hab schon einen Wasserschaden verursacht. Ganz deutscher Stromspar-Mentalität will ich die beiden Heizkörper in meinem Zimmer abdrehen bevor ich die Fenster öffne. Dreh nach rechts. Ich spüre einen Widerstand, das Ventil scheint eingerostet. Mit dem zweiten - etwas kräftigeren - Ansatz dreht nicht nur das Ventil: Gleichzeitig schießt eine Fontäne warmes Wasser aus der Leitung. Und jetzt? Die Vermieterin ist gerade weggegangen, ich habe keine Nummer von ihr. Jetzt liegen am Boden eben stapelweise Handtücher und eine Auflaufform fängt jeden Tropfen mit einem satten Plopp auf. Mal sehen.
Gestern Abend ging’s ab München los mit dem Nachtzug. Mit mir im Abteil zwei Römer, beide Anfang vierzig. „We are mad“, erklären sie mir als ich frage, was sie in Deutschland gemacht haben: Für einen einzigen Tag auf der Spielwarenmesse in Nürnberg haben sie zweimal elf Stunden im Nachtzug verbracht. In Kufstein steigen noch zwei junge Österreicherinnen zu, ich bin erleichtert. Die Nacht war trotzdem der Horror. Bei gefühlten 100 Grad und 0 Prozent Sauerstoff war Schlafen kaum möglich.
Es regnet in Strömen, als ich morgens um acht in Rom mit meinem Wanderrucksack auf dem Rücken, einen kleinen Rucksack überm Bauch und einem viel zu schweren Koffer in der hand aufs Bahngleis stolpere. Auf der nassen Rolltreppe ziehts mir gleich die Schuhe aus und ich werde von einem Gepäckberg begraben. Die kleine Showeinlage zeigt Wirkung: Ein hilfsbereiter Italiener nimmt sich meines Koffers an. Insgesamt muss ich auf dem Weg zu meiner Bleibe vier verschiedene Leute um Hilfe bitten. Die größte Herausforderung war die steile Treppe am Bahnhof Termini: Der eiskalte Security-Typ, den ich nach der nächsten Rolltreppe frage, lässt mich eiskalt abblitzen. Genervt stelle ich mich also einfach ans Treppenende und setze den hilfebedürftigsten Blick auf, den ich hinkriege. Ein älterer Herr hat schließlich Mitleid und trägt mir den Koffer hoch.
Die Wohnung: Ich residiere erstmal im Monteverde Nuovo, dem Stadtteil über Trastevere, in einer schönen, aber ziemlich runtergekommenen Altbauwohnung. Neben einer anderen deutschen Studentin wohnt hier noch die Vermieterin, eine freie Journalistin, Alt-68er-in, Mutter zweier Töchter von zwei verschiedenen Vätern, ex Taz-Mitarbeiterin, selbsternannten Feministin und Kettenraucherin. Für alle CEGler: Optisch ähnelt sie ein wenig Frau Bogner. Als ich das erste Mal mein Zimmer betrete, springt mir eine schwarze Katze entgegen. Allein ihr Anblick löst die erste Niesattacke aus.
Jetzt wird erstmal versäumter Nachtschlaf nachgeholt, dann werde ich mal das Viertel erkunden!
Mittwoch, 7. Februar 2007
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