Donnerstag, 22. Februar 2007

Villa Pamphili - Ein Spaziergang



Neustart: Heute musste ich einfach den Resetknopf mal ordentlich durchdrücken. Obwohl ein herrlicher Tag durchs Fenster lachte, hab ich mich den ganzen Morgen einfach beschissen gefühlt. Alleine irgendwie. Obwohl ich hier quasi rund um die Uhr die Möglichkeit habe mich zum Kaffetrinken oder sonstigen Unternehmungen zu treffen und schon nach kürzester Zeit etliche Bekanntschaften gemacht hab. Aber was erwarte ich? Dass ich innerhalb zweier Wochen Freundschaften schliesse, wie sie daheim in Jahren gewachsen sind? Nach ein paar Tropfen Selbstmitleid also raffe ich mich auf, gebe diesem traumhaften Morgen eine zweite Chance.



Ich habe keine Uni heute, auf also zu einem neuerlichen Erkundungsgang! Auf dem Stadtplan kucke ich, welche Ecken Roms ich noch nicht kenne. Ich hab das Gefühl, weit draussen auf dem Land gestrandet zu sein: Vor mir liegen hügelige Wiesen mit allen erdenklichen Baumarten gespickt. Grüne Tannen, rankende Weiden und die typischen Schirm-Pinien, für die die Villa Doria Pamphili berühmt ist. Mit neun Kilometern Umfang ist der Park Roms größte Grünfläche, eine Insel inmitten der dreckigen Großstadt. Der herrliche Morgen hat einige Jogger und einen ganzen Sack voller Spaziergänger angezogen. Allesamt kommen sie aber kaum zur körperlichen Ertüchtigung, da alle paar Meter ein anderer „Ciao! Was machst du denn Schönes hier?“ ruft und sie für die euphorische Begrüßung zum Stehen bleiben zwingt. Gleich hinter dem südlichen Eingang am Teatro Michelangelo hockt ein Duzend alter Männer auf vergilbten Plastikstühlen auf dem Rasen. Zwischen ihnen Tische mit Schachbrettern. Andere ältere Herrschaften tragen stolz ihre Enkel umher, die von jedem Entgegenkommenden gebührend bewundert werden müssen. Vom Regen der letzten Tage sind die geschlängelten Pfade auf den Wiesen noch matschig, dafür riecht das Gras wie frisch gemäht.



Scharfe Kanten wirft mein Schatten vor mir auf den Weg, die Sonne brennt auf die schwarze Jacke wie lange nicht mehr. Auf dem kleinen Largo del Giglio treiben Enten und Möwen faul in der Sonne, ein paar Schwäne putzen ihr Gefieder und der Kurzhaardackel einer alten Signora mit Krückstock scheucht mit lauten Gekläffe die Tauben vom Ufer, die eine andere Alte gerade mit Brotkrumen angelockt hat. Ich lege mich auf eine der aufgeheizten Holzbänke und schlafe ein.

Dienstag, 20. Februar 2007

Faschingsfieber!



Also doch kein Hippie, sondern lieber Pirat! Damit waere das Faschingsoll auch fuer dieses Jahr wieder erfuellt...

Elend und Strassenkunst

Ich weiss nicht ob ich lachen oder weinen soll, als ich sie zum ersten Mal sehe. Sie wiegt ihren alten Koerper zu 90er-Schnulzen, die scheppernd aus der Rollkoffer-Gettoblaster-Konstruktion neben ihr kommen. Mit zittrigen Haenden dirigiert sie auf Bauchhoehe Roxette und Ace of Base, hinkt dem Rhythmus dabei abe ordentlich hinterher. Es hat gerade gereget, ihre Schuhe sind durchnaesst und sie zittert in den zerrissenen Kleidern, trotzdem laechelt sie verschmitzt. Neben ihr auf dem nassen Kopfsteinpflaster hockt ein weisshaariger Alter, etwas juenger vielleicht als sie. Er hat einen selbstgebastelten Vogelschnabel um den Kopf gebunden und an jedem Finger und jeder Zehe Schnuere geknotet, die mit Instrumenten oder andren Krachmachern verbunden sind. Er hat das Showbusiness kapiert: Die Leute sind begeistert, draengen sich eng um in und die Blechschale vor ihm ist bald voller Muenzen. Die dirigierende Alte neben dem Vogelmann hat sich also einen ziemlich miserablen Standpunkt ausgesucht. Sie wird weder mit Applaus noch mit KLeingeld belohnt, nur ausgelacht wird sie von allen.