Um es mit Hannes´ Worten auszudrücken: Über mir spielen sie die Reise nach Jerusalem. Absichtlich und um acht Uhr morgens und jeder gestampfte Schritt lässt meine Matraze vibrieren. Dabei bin ich erst um vier heimgekommen gestern, von Yvonnes Einweihungsparty, einer Erlangerin, die ich letzte Woche zufällig in einer Kneipe getroffen habe. Nebenbei bemerkt: Rom ist ein Dorf. Hier trifft man fast genauso oft Bekannte und Freunde auf der Straße wie daheim in Erlangen. Und noch besser: Als ich auf dieser Feier gestern die Küche betrete, sitzt da auf einmal Tom, Leidensgenosse aus der Kollegstufe, mit dem ich den Geschichts-Sumpf von unserem Kurt J. durchwatet habe.
Wegen dem rotweinhaltigen Beguss dieses Wiedersehens im fernen Rom trifft das Gestampfe von heut Morgen meinen müden Körper umso schlimmer. Um kurz nach acht geht nichts mehr: Ich muss raus aus dem Bett, unmöglich so weiter zu schlafen. In der Küche angekommen, lacht mich der neue Putzplan an und verkündet fröhlich, dass ich heute mit Kücheschrubben dran bin. Mitbewohner Mauro und Partygefährte von gestern ist kurz nach mir wach und widmet sich murrend und mit gelben Gummihandschuhen bewaffnet (gegen das böse Putzmittel, du Mädchen!) dem Bad.
Nach der morgendlichen Ertüchtigung haben wir nicht mal Zeit in Ruhe zu frühstücken, wir sind mit Joana, Joao und Siri an der Stazione Trastevere verabredet um nach Tivoli zu fahren. Der Lonely Planet gibt dazu folgende Auskunft: „Während der Renaissance Sommerfrische der Reichen Römer“. Besonders sehenswert und damit unser Ausflugsziel dort: Die Villa Adriana, wobei die Villa keine Villa, sondern wieder ein Park ist, genau wie die Villa Pamphili und die Villa Borghese. Die Villa Adriana muss damals vor knapp 2000 Jahren ein echtes Luxusfleckchen gewesen sein, davon zeugen die Überreste prunkvoller Thermen, Theater, künstliche Seen und die Residenz von Kaiser Hadrian, der an der gesamten Anlage fleißig mitgeplant hat. Zwischen den Terrakotta farbenen Ruinen haben wir dann endlich auf einer Wiese unser Frühstück bekommen, sind dabei allerdings nicht ungestört geblieben: Verwöhnte, an Touristen gewöhnte und damit außerordentlich fette Enten haben laut schnatternd ihren Anteil an unserem Picknick gefordert und jeden fallengelassenen Krümel gierig aufgeschnäbelt.
Später gings dann noch zum Landsitz des Papstes nach Castel Gandolfo und dem darunter gelegenen Lago di Albano. Zu guter Letzt in die Kleinstadt Frascati, die nur so vor flanierendem Volk gewimmelt hat. Gegessen, wieder auf die Rückbank von Mauros K gequetscht, sofort eingeschlafen. Morgen muss ich schließlich fit sein: Nehmen spaßeshalber am FunRun des Rom-Marathons teil! Buona notte!