Mittwoch, 14. Februar 2007

Beh, che cosa fai, Anna?


„Alle Wege führen nach Argentina“, denke ich und steige mutig in den nächstbesten Bus um von der Uni wieder zurück zur der Endhaltestelle zu kommen, von der ich mit der Tram nach Trastevere fahren kann. Bus 46 fährt nicht zur Argentina, das habe ich immerhin herausgefunden. Nach zehn Minuten fleißigem aus dem Fenster kucken, mit der Hoffnung irgendein bekanntes Straßenbild zu erkennen, springe ich aus dem Bus, bevor ich ganz verloren gehe. Während ich mich noch hinter dem quadratmetergroßen Stadtplan verstecke, hält am Straßenrand ein älterer Herr mit seinem Roller an und fragt ob er mir helfen kann. „Ich hab keine Ahnung wo ich gerade bin, will aber nach Trastevere“, antworte ich so gut es geht auf Italienisch. „Hast du Angst?“, fragt er nur und deutet auf den Sozius. Bevor ich noch nachdenken kann, was die klügste Antwort wäre, kommt ein fast schon entrüstetes „Angst? Nein, ich fahr doch selber Vespa!“ aus mir raus geschossen. Und schon werde ich quer durch Rom chauffiert (Sorry Mama!)

Beim Warten im Ufficio Entrate Roma 1, wo ich mir eine Steuernummer ausstellen lassen muss, mache ich schon die nächste Bekanntschaft: Ilaria, ein römische Studentin, die fasziniert von der deutschen Sprache ist: „Deutsch klingt so melodiös, so ähnlich wie Französisch!“, schwärmt sie. Bisher habe ich immer nur gehört Deutsch klinge abgehackt und unfreundlich. Na gut. Im Volk der Wartenden ist alles verteten: Die Afrikanerin im Leoparden-Kunstpelz leiht sich den Kugelschreiber von der Studentin im rosa Rollkragenpulli. Zwei Nonnen weiter vorne haben ihren Aufruf verpasst und diskutieren nun mit einem Beamten rum. Der rumänische Geschäftsmann links neben mir hilft mir das schlecht kopierte Formular auszufüllen. Vor mir warten noch 83 Leute, eine davon ist Ilaria. Nach überstandenem Amtsgang gehen wir unseren ersten gemeinsam Kaffee trinken.